Wie kommt Neues in die Welt
Lebensalter – Menschheitsalter
Wie kommt Neues in die Welt ?
Das Heidelberger Institut für Systemische Forschung e.V. lädt ein zu einem internationalen Symposium im Mai 2012 mit der Frage
»WIE KOMMT NEUES IN DIE WELT ?«
Meine Frage lautet:
»KOMMT NEUES IN DIE WELT ?«
Meine kürzlich geborene Enkelin Sophia Maris war einen Tag nach ihrer Geburt
schon doppelt so alt wie am Tage der Geburt. Ihre Lebenserfahrung hatte sich bereits verdoppelt in nur zwei Tagen ihres bisher ganzen Lebens.
Wenn ich selbst morgen abend schlafen gehe, dann bin ich im Rückblick auf heute abend nur ein sechsundzwanzigtausendsiebenundneunzigstel meines Lebens älter geworden mit einem entsprechend geringen Zuwachs an Lebenserfahrung in meinem bisher ganzen Leben. Und von morgen auf übermorgen ist das sogar nur noch ein sechsundzwanzigtausendachtundneunzigstel meines Lebens.
Je älter ich werde desto langsamer entferne ich mich aus meiner Vergangenheit, desto langsamer nimmt meine Erfahrung zu. Von der enormen Entwicklungsgeschwindigkeit der ersten Tage meines Lebens habe ich keine Ahnung geschweige denn gar Erinnerung.
Wenn ich dies auf das Alter und das Altern der Menschheit übertrage,
dann nehme ich an, dass seit Entstehung mit zunehmendem Alter die Menschheit immer langsamer alt wird, sich immer weniger entwickelt und immer weniger an Erfahrung gewinnt. Ich meine Erfahrung, ich meine nicht technisches Wissen. Ich meine die Erfahrung, mit sich selbst und mit anderen klar zu kommen.
So erkläre ich mir, dass nichts wirklich Neues in der Welt geschieht, keine wirklich neuen Gedanken, kein wirklich neuer Umgang miteinander, keine wirksam neue Idee, um mit sich selbst und mit anderen einvernehmlich klar zu kommen.
Die wesentlichen großen Zuwächse an Entwicklug und an Erfahrung liegen unerinnerlich und unverfügbar am Beginn der Menschheit vor hunderttausenden von Jahren. Wir Heutigen in der späten Zeit der Menscheit sind Zeitgenossen einer kurzen Spanne von nur wenigen Tausend Jahren, in denen wir uns nicht mehr wesentlich weiter entwickelt haben. Sintflut und Arche Noah, Kreuzzüge, Völkerwanderungen, Renaissance, Reformation, Sklavenhandel, Folter, Krieg, Massenkonsum und Massenvernichtung, die alten Griechen, die chinesischen Weisen, Leonardo da Vinci, Hiroshima und Fukoshima, Hannibal, Nero und Ghandi, all das ist präsent, ist Gegenwart, war und ist zeitgenössisches Handeln und Denken. Zwar sind seit je her und weiterhin durchaus Kräfte im Spiel mit dem Anspruch auf Neuheit und Erneuerung, mal kräftiger mal schwächer aber kaum je wirksam in der kurzen Spanne unserer Zeit seit vielleicht zehntausend Jahren. Die Menschheit ist alt und nur noch in Tausendstelschritten beweglich.
Vielleicht aber könnten wir von Neugeboren lernen, wie Neues in die Welt kommt.
Wir müssten herausbekommen, wie sie das machen, von heut auf morgen ihre Erfahrung und ihre Fähigkeiten zu verdoppeln gleich nach der Geburt. Eine kleine Weile geht das noch weiter bei den Kleinen mit abnehmender Geschwindigkeit, bis dann wir Alten mit unserer Verziehung die Kinder auf den Stand der nicht mehr sich ändernden alten Menschheit bringen und sie zu Zeitgenossen machen.
Wie kommt Neues in die Welt ?
Schaut auf die Säuglinge ! Von Tag zu Tag !
Schaut auf die Kleinsten der Kleinen !